Smarte Kids an smarten Phones

philipp meier
3 min readNov 15, 2021

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Meine Tochter in ihrer Welt

Notizen für eine Präsentation unter dem Dach der SRG Deutschschweiz (Aargau/Solothurn): Was macht mein Kind mit Snapchat, TikTok und Instagram?
Ähnliche Notizen gibt es auch zu Wieso sollen (Schweizer) Autor*innen auf Social Media aktiv sein?
Der Titel referenziert an das Büchlein ‘Erfindet euch neu!’ von Michel Serres

Die Frage dieses Austausches — Was macht mein Kind mit Snapchat, TikTok und Instagram? — kann eigentlich ganz einfach beantwortet werden: Es muss Sie nicht kümmern!

[Zumindest Sie oder Ihr Kind keinen Kummer hat. Aber auch dann stellt sich die Frage, ob der Kummer von geschürter Angst kommt und/oder nicht auch noch andere Ursachen haben kann]

Mich fasziniert jedoch die Neugier, die Sie hierher führte. Es ist nämlich wirklich sehr spannend und verblüffend, was die Kinder mit diesen Apps machen.

Start mit der Metapher ‘Web als Party’

(im Gegensatz zu meiner frontalen Präsentation;)

Konkret: Unterscheidung zwischen Konzert und Party

  • Sound: 4-Punkt statt frontal
  • Lichtshow: Für Dancefloor (Gäste/Publikum/Akteurende) statt für Künstler*innen
  • Interaktion: Mitmachen statt zuschauen (wobei zuschauen auch möglich und wichtig ist)

These: Deshalb sind bei Jugendbewegungen Party-Settings zentral (von ‘Tanz dich frei’ bis Critical Mass)

Aus diesem Grund möchte ich meine Präsentation so interaktiv wie möglich gestalten.

Das heisst:

  • Bitte laufend Fragen stellen, Anmerkungen machen, etc.
  • Chat-Tool vorstellen [noch nicht bereit]
  • Meinerseits Fragen stellen

Zweite Metapher: ‘Web als Schulweg’

Das heisst:

  • Grundvoraussetzung: Vertrauen!
  • Minimale Regeln (wie ‘luege, lose, laufe’ und ‘nicht mit Fremden mitgehen’ auf dem Schulweg):
    - Nie (vollen) Namen nennen
    - Keine Wohnadresse erwähnen
    - Nur Menschen im RL treffen, die wirklich gekannt werden
    - Erstes Treffen im RL jeweils im öffentlichen Raum
  • Und gleich nochmals: Vertrauen!
    Ein Beispiel: Viele Kinder swipen reflexartig weg, sobald sie was irritiert.

Einführung anhand der eigenen Kinder

Ausgehend von meinen Ausführungen “Lasst die Kinder in Ruhe — Gamen, Chatten, Selfies machen!

  • Zuerst Beschränkung der Nutzungszeit
    Selbstständiges Einteilen von (je nach Alter rund) 200 Min. pro Woche in 10 Min.-Slots (gemeinsam in Büchlein eingetragen)
  • Dann keine Regeln mehr
    Respektive nur noch situatives ‘intervenieren’

Ganz grundsätzlich: Kinder sind sehr unterschiedlich und die Medien-Nutzung kann mit oder ohne Regeln zu stress führen (tendenziell gibts mit Regeln mehr ärger;)

Wichtig deshalb (ganz unabhängig von der Mediennutzung): Das Wohlergehen/-sein des Kindes im Auge behalten.

Beispiel 1: Tochter (14) [wegen Persönlichkeitsschutz fehlen hier Notizen;]

Beispiel 2: Sohn (18) [wegen Persönlichkeitsschutz fehlen hier Notizen;]

Beispiel 3: Sohn (14) einer Bekannten [Kann nicht ruhig sitzen. Ist ungeduldig. Sieht in allem eine Challenge. Muss ständig den ‘next Level’ erreichen]

Grobe Unterscheidung der ‘Social Apps’

In der Praxis gibt es hier grosse Überlappungen, weshalb diese Einteilung eher theoretisch ist. Sie lässt jedoch die unterschiedlichen Nutzungen und Funktionen erahnen.

  • Chat-Apps/Messenger
    WhatsApp, Telegram, Signal, Threema, Discord, etc.pp.
    Fokus: Kommunikation zwischen Einzelnen, Einzel zu Mehreren und Mehrere zu Mehreren.
    Hier werden auch viele Inhalte geteilt, diese werden jedoch in erster Linie als Teil einer Konversation betrachtet.
  • Netzwerke/Social Media
    Instagram, TikTok, YouTube, Twitter, Facebook, etc.pp.
    Fokus: Inhalte teilen und sich dazu und nebenher privat oder öffentlich auszutauschen.
    Die meisten dieser Apps haben auch eine Chat-Funktion (jedoch oft eher als ‘Side-Board’) und ermöglichen Live-Streamings.
  • Hybrid
    Snapchat
    Fokus: Inhalte teilen und Kommunikation sind ‘gleichwertig’.
    Auch hier sind Live-Streamings möglich.
  • Live-Streaming
    Twitch, YouNow, Clubhouse (Audio), etc.pp.
    Fokus: Live-Momente (u.a. Let’s Play, ASMR oder div. Tätigkeiten) vor allem in Bild und neuerdings auch in Ton.
    Verfügen oft auch über Chat-Funktionen.
  • Gaming
    Alle möglichen Online-Games (von Minecraft über Fortnite bis Roblox)
    Games tauchen selten im Zusammenhang mit ‘Social’ auf, werden jedoch in bestimmten Milieus sehr intensiv zum Austausch genutzt (v.a. gemeinsam online Gamen)
    Verfügen oft auch über Chat-Funktionen.

Ladet die Apps runter und lasst sie Euch von Euren Kindern erklären. Probiert sie aus! Es lässt sich viel interessantes, aufbauendes und unterhaltendes finden.

TikTok ist zum Einsteigen ganz simpel. Aber Achtung: Der Algorithmus weiss sehr genau, was Sie interessiert. Wenn Sie irritiert, was Sie sehen, dann sollten Sie diese Irritation nur im Wissen mit anderen teilen, dass der Algo’ Ihnen zeigt, was sie interessiert ;-)

Und noch was: Folgt Euren Kindern nur dann auf Social Media, wenn sie es auch wirklich wollen ;-)

Umfrage: Wer ist auf welchen Social Media Plattformen, resp. Messengern und Chat-Apps?

Vorstellen der meistgenutzten Apps (Firma dahinter, Funktionen, Knackpunkte, etc.pp.)

Wo früher Jugendliche relativ aufwändig in der Peergroup oder in Medien Bestätigung suchen/finden mussten, finden sie dasselbe relativ einfach auf Social Media. Hier ein Klassiker von TikTok:

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philipp meier

teilzeit community developer @swissinfo.ch, teilzeit beratung, ehem. SM editor/curator @watson.ch, NachtStadtrat Zürich, ex-direktor cabaret voltaire