Seit ich bei swissinfo.ch bin, ist es das einflussreichste Newsportal der Schweiz!

philipp meier
5 min readNov 25, 2016

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Wer Zahlen und Rankings zielführend analysieren möchte, muss …

  1. die Regeln kennen, nach denen sie zustande kommen
    Um swissinfo.ch in diesem Ranking weit oben zu positionieren, fehlte eine kleine, aber umso relevantere Verlinkung. Dazu jedoch später.
  2. wissen, dass sie erst im Zusammenspiel wirklich aussagekräftig werden.
    Was nützen beispielsweise einzig die Anzahl der Unique Clients, wenn Inhalte längst Menschen auf Plattformen erreichen, ohne dass sie sie verlassen müssen? So erreichte beispielsweise ein Post von swissinfo.ch auf der Chinesischen Plattform Weibo — zu dieser Geschichte — mehr als 30 Millionen User. Diese Reichweite wird weder vom Klout-Score erfasst, der als Basis zum Eingangs erwähnten Ranking auf einflussreich.ch dient, noch als UC’s von swissinfo.ch gemessen.

Und so sagt auch dieses Ranking als solches nicht viel über swissinfo.ch aus (und über mich vielleicht einzig, dass ich geübt bin, auf der Klaviatur der Aufmerksamkeit zu spielen;)

Was ist eigentlich swissinfo.ch und was mache ich als Community Developer dort? Mehr Infos: ➡️ HIER ⬅️

Im Rahmen der Neupositionierung von einflussreich.ch, durfte ich dem «Influencer.World Magazine» Rede und Antwort stehen (was ich hier verdankenswerterweise publizieren darf):

SWI swissinfo.ch ist eine der einflussreichsten Schweizer Medienmarken — was möchtet ihr mit eurem Einfluss bewirken?

Da muss ich kurz ausholen. Wer sich auf Rankings bezieht, muss die Regeln und Massstäbe kennen, die dahinter stecken. Bei einflussreich.ch spielt der Klout-Score eine Schlüsselrolle. Weil der Algorithmus, der ihm zu Grunde liegt, nicht transparent ist, können wir nur erahnen, was ihn beeinflusst. Was jedoch klar ist: Die Verknüpfung mit dem Wikipedia-Eintrag wird überdurchschnittlich hoch bewertet. Und weil nicht alle Medienmarken ihren Wikipedia-Eintrag mit Klout verknüpft haben, ist dieses Ranking in gewissem Sinne verzerrt. Vielleicht sind wir also nur deshalb die einflussreichste Medienmarke, weil wir das Ranking durchschaut haben ;-)

Anhand dieser einleitenden Ausführungen möchte ich nun erklären, was wir mit unserem Einfluss bewirken wollen. Einflussreich ist in den Medien nur, wer glaubwürdig ist. Und am glaubwürdigsten ist eine Medienmarke, wenn sie auch dann kritisch bleibt, wenn sie selber ins beste Licht gerückt wird. Wir sollten uns also nicht blenden lassen, so gut wie möglich wissen, wie Systeme funktionieren, diese kritisch hinterfragen und Transparenz herstellen.

Wer oder was beeinflusst euch?

Mit einer solchen Liste fange ich erst gar nicht an, denn sie wäre endlos. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir ständig beeinflusst werden. Dieses Bewusstsein zu schärfen, ist essentiell, aber noch lange kein Grund, paranoid zu werden.

Facebook, Twitter, Snapchat, Website — welche Plattform setzt ihr wie ein?

Aktuell konzentrieren wir uns auf die wichtigsten Plattformen Facebook und Twitter. Weil wir in zehn verschiedenen Sprachen publizieren, haben wir aber auch auf chinesischen, russischen und japanischen Social Media Plattformen einen Account (Weibo, Wechat, Vkontakte, etc.). Vor kurzem sahen beispielsweise mehr als 30 Mio. Chinesinnen und Chinesen auf Weibo einen Post von uns. Auf all diesen Social Media Plattformen teilen wir unsere Inhalte und interagieren mit unseren Communities.

Weil wir multimedial arbeiten, ist auch Youtube eine wichtige Plattform.

Ganz neu sind wir auf Instagram. Mit dem Hashtag #WeAreSwissAbroad involvieren wir hier explizit die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.

Im Gegensatz zu anderen Newsseiten haben wir das Problem, dass wir fast keine Kommentare unter unseren Artikeln haben. Das hat verschiedene Gründe, die wir aktuell analysieren und soweit möglich ändern möchten.

Das Justieren an der Landingpage, das Abwägen zwischen Aufmerksamkeit auf Social Media und dem direkten Zugriff auf die Seite ist inzwischen wohl ein fixer Bestandteil jedes Newsportals und bei swissinfo.ch selbstverständlich. Dazu gehört auch die Suchmaschinen-Optimierung und das Prüfen von neuen Plattformen wie Snapchat oder neuen technologischen Entwicklungen wie Chatbots.

Und zu guter Letzt haben wir auch noch einen Newsletter.

Die Zeiten sind definitiv vorbei, in denen man sich auf ein oder zwei Traffic-Standbeine ausruhen konnte.

Weshalb ist eine Geschichte bei euch spannender als die Ferienfotos meiner Facebook-Freunde?

Wir haben immer wieder Geschichten, die es auf anderen Newsportalen nicht gibt. Solche überraschende Ansätze können sehr wohl mit den Ferienfotos von Facebook-Freundinnen und -Freunde konkurrenzieren.

Aber, um ehrlich zu sein, der Traffic-Anteil von Social Media liegt aktuell nur bei rund 15%. Sprich: Unsere Inhalte könnten diesbezüglich konkurrenzfähiger sein.

Jede und jeder kann heute publizieren, fotografieren, filmen — weshalb braucht es noch Journalistinnen und Journalisten?

Das bringt die Situation gut auf den Punkt, die aktuell das Selbstverständnis von Journalismus in Frage stellt. Wir kennen heute unzählige Informations-Gatekeeper. Wir können beispielsweise auf Twitter einem Firmen-Inhaber oder einer Unternehmerin, einer Institution oder einem Experten oder einer Expertin folgen und brauchen so den «Informations-Zwischenhändler» Journalismus nicht mehr. Es gibt aktuell auch immer mehr Unternehmen oder Organisationen, die eigene Newsrooms oder Redaktionen aufbauen.

Wenn wir Journalismus so verstehen, dass gute Geschichten erzählt, glaubwürdige Haltungen vermittelt und verständliche Einordnungen vorgenommen werden, dann braucht es Journalismus nach wie vor — respektive, mehr denn je. Die grosse Frage ist aktuell eher die, wer solche Arbeiten finanziert.

So weit das Interview fürs «Influencer.World Magazine»

Und nun noch ein paar ganz wichtige Einordnungen, die über den beschränkten Platz im Magazin hinaus gehen:

  1. Geschichte
    swissinfo.ch hat nur deshalb einen relevanten Wikipedia-Eintrag und ist derart gut vernetzt, weil es eine lange, teils sehr glorreiche (Schweizer Radio International) und bewegte Geschichte hat.
  2. Team
    Schon nur die Verlinkung des Wikipedia-Eintrags mit klout.com nahm ich nicht persönlich vor. Und so braucht es natürlich ein sehr grosses, sehr vielseitiges und sehr engagiertes Team, um swissinfo.ch derart attraktiv zu positionieren.
  3. Potential
    Dieses Ranking sagt in keiner Art und Weise, dass swissinfo.ch quasi aus dem Schneider ist (≠ top vernetzt, gigantische Reichweite, erstklassige Dynamik). Der Klout-Score zeigt auf, dass ein gewisses Potential vorhanden ist, jedoch nicht, wo und wie es genutzt werden kann.

Via einflussreich.ch kann übrigens von mir ein Newsletter zum Thema Journalismus abonniert werden (und wer mich ein Bisschen kennt, weiss, dass ich gegenüber Journalismus teilweise eine sehr kritische Haltung einnehme und mich in erster Linie neue Formate, Formen und Anbieter interessieren)

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philipp meier

teilzeit community developer @swissinfo.ch, teilzeit beratung, ehem. SM editor/curator @watson.ch, NachtStadtrat Zürich, ex-direktor cabaret voltaire