Mit Vermutungen gegen Fake News ankämpfen ist eine schlechte Idee — Oder: Weshalb «alternative Fakten» besser sind als keine Fakten ¯\_(ツ)_/¯
Viele von uns kennen dieses GIF, respektive Kurzvideo:
Die Geschichte dazu ist relativ schnell erzählt und ich erlaube mir, sie anhand von Auszügen vom taz-Blog-Beitrag von Detlef Guertler zu erzählen. Unter dem Titel «Fake Meme» schreibt er:
Viele von euch haben in den vergangenen Stunden dieses 8-Sekunden-Video gesehen. Oder vielleicht sogar geteilt — mit Kürzest-Kommentaren wie „krass“, „breathtaking“ oder „Melania!“ Es zeigt, wie sich die Gesichtszüge der eben noch lächelnden Melania Trump in dem Moment verändern, in dem ihr Mann sein Gesicht von ihr abwendet. Und es scheint zu zeigen, wie einer Frau für einen kleinen Moment die Fassade entgleitet, die sie während der gesamten Amtseinführungs-Zeremonie aufgesetzt hatte. Das Video ist so krass, dass einige Trump-Anhänger sogar den Verdacht äußerten, es sei manipuliert, oder werde rückwärts abgespielt. Das stimmt nicht. Es handelt sich um einen Bildausschnitt aus dem Gesamt-Video der Amtseinführung, acht Sekunden aus achteinhalb Stunden (und zwar ab 02:52.09)
So weit, so aufklärend. Ich lese gerne solche Einordnungen. Gerade dieser Tage. Seinen Blog-Beitrag endet Detlef Guertler jedoch mit:
Es gibt also eine ganz einfache Erklärung für den Wechsel des Mienenspiels — Umschalten von Lächeln zu Andacht. Und dass es bei Melania nicht besonders gelungen ist, kann durchaus auch daran liegen, dass sie just in diesem Moment daran dachte, dass alle Augen der Welt auf sie gerichtet sind — wie kommt es da an, wenn sie während einer religiösen Andacht lacht?!
Und zum Schluss:
Es gibt also einfache Erklärungen für das, was wir da sehen. Aber es gibt eben auch eine, die diejenigen, die Trump alles Schlechte dieser Welt zutrauen, in ihrem Glauben bestätigt.
Diese Wendung interpretierte ich so, dass Detlef Guertler der Ansicht ist, dass die meisten Intentionen, in denen dieses GIF geteilt wurde, falsch sind, und er die einzig schlüssige Erklärung liefert.
Und wenn ich mich auf Twitter umsehe, dann bin ich nicht der einzige, der dies so interpretiert:
In einem kurzen Austausch mit Detlef Guertler auf Twitter realisierte ich jedoch, dass er einfach eine weitere mögliche Erklärung dazu liefert, wie die Mimik von Melania Trump auch noch interpretiert werden kann.
Hier ein ganz kurzer Auszug aus dem Austausch (wer alle Tweets lesen möchte, klickt hier die einzelnen Tweets an):
Hier bezieht sich Detlef Guertler auf den Tweet, den ich in meinem ersten Tweet einbettete:
Detlef Guertler bleibt jedoch die schlüssige Beweisführung schuldig, dass es sich wirklich so abspielte, wie er es interpretierte.
So lange wir jedoch keine effektive und vertrauenswürdige Wortmeldungen von direkt Beteiligten haben, sind alles «alternative Fakten»!
Und in diesem Sinne bin ich für die Ausführungen von Detlef Guertler im taz-Blog dankbar — auch wenn es nur Vermutungen sind. Denn je mehr «alternative Fakten» wir kennen, umso gelassener können wir auf einseitige, hetzerische oder sonst wie hyperventilierende Interpretationen reagieren.
In diesem Sinne: